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Vom Holzklotz zum stolzen Sassenberger Schützenvogel

Es hat ein bisschen was vom Märchen mit dem hässlichen Entlein: Aus einem Holzklotz wird jedes Jahr ein stolzer Schützenvogelschuetzenvogel

Früher einmal kannte jedes Kind das Märchen vom hässlichen Entlein, das später einmal ein schöner Schwan werden sollte. Helmut Vinke, Vizepräsident des Bürgerschützenvereins Sassenberg, kennt eine ähnliche Geschichte, die sich zudem in jedem Jahr aufs Neue wiederholt. 

Sie handelt von einem unscheinbaren Holzklotz, aus dem in kurzer Zeit – und allerdings auch nur für kurze Zeit – ein wunderschöner Vogel wird. Denn Vinke baut seit 2004 jene Vögel, die am Tag des Sassenberger Schützenfests in den Kugelfang gespannt und dann, mit wachsender Spannung´und Begeisterung von den Zuschauern am Boden, im erbarmungslosen Wettstreit tranchiert werden, bis schließlich auch der letzte Rest zu Boden fällt und es heißt „L’oiseau est mort, vive le roi“, „der Vogel ist tot, es lebe der König“. 

Mehr als 50 Jahre alte Schablonen

Gelebt hat das astfreie, bis zu 15 Zentimeter dicke Stück aus Fichten- oder Tannenholz ja eigentlich nie, obwohl es unter den geschickten Händen von Helmut Vinke recht lebendig wird. Der Meister fertigt es nach einer mehr als 50 Jahre alten Schablone, die, sorgsam gehütet, genaue Anweisungen für dieses Objekt der Schützenbegierde aufzeigt.

„Wir haben ihn in den vorigen Jahren allerdings ein wenig dicker gemacht, als da zu lesen steht“, sagt Vinke. Die anderen Anweisungen stammen unter anderem von der Kreispolizeibehörde. Neben der Astfreiheit, die Rückpraller verhindern soll, darf die Spannweite des Adlers nicht zu groß sein. In dieser Region muss der Seitenabstand zum 1,50 mal 1,50 Meter großen Kugelfang je 20 Zentimeter betragen. „Im Sauerland kitzelt der Kugelfang an den Flügeln der Vögel, solche Exemplare dürfen die dort hineinhängen“, sagt der Vogelbauer ein wenig neidisch.

Holz muss Restfeuchte aufweisen

Hier zu Lande sei das anders. Das Holz muss zudem eine gewisse Restfeuchte aufweisen, denn sonst würde es zu schnell spalten und fasern. Leimen oder Nägel sind nicht zulässig, so dass die äußeren Teile des Vogels in vorgefertigte Einkerbungen eingesteckt werden. Dies gilt auch für die Insignien, die seit mehr als zwölf Jahren von Bernie Röttger gedrechselt werden. 

Er nimmt dafür, was in der Werkstatt von Albert Lückemeyer gerade abfällt. So ist das diesjährige Zepter sogar aus Eichenholz. Am Ende wird der Schützenvogel schwarz lackiert, und die Schwingen werden mit einem Goldstift aufgezogen. 

Roter Schnabel rundet das Bild ab

Der rote Schnabel rundet das Bild ab. Bis er fertig ist, und mit einem acht Zentimeter langen und vier Zentimeter durchmessenden Kegel auf der Schraube platziert werden kann, gehen rund acht Stunden Arbeitszeit ins Land. Das Märchen vom popligen Holzklotz endet danach allerdings weniger romantisch, als das des hässlichen Entleins.

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